Berichte 2012

Sommerdiskurs aus Wirtschaft, Recht und Kultur 2012

1. August -3. August 2012 | Strobl/Wolfgangsee

 

 

Bildung, Geist und Gesellschaft (Kurzbericht)
Benjamin Bukor, Hafize Celik, Lisa Isola, Martina Ogrodny, Joachim Pierer und Stefan Wedrac

Zukunftsbewältigung durch Bildung und Geist (Bericht)
Benjamin Bukor, Hafize Celik, Lisa Isola, Martina Ogrodny, Joachim Pierer und Stefan Wedrac

Bildung, Geist und Gesellschaft (Kurzbericht)

Benjamin Bukor, Hafize Celik, Lisa Isola, Martina Ogrodny, Joachim Pierer und Stefan Wedrac

 

Der nunmehr fünfte Sommerdiskurs aus Wirtschaft, Recht und Kultur brachte von 1. bis 3. August 2012 auf Einladung der Sommerhochschule der Universität Wien WissenschafterInnen und Führungskräfte aus Wirtschaft, Verwaltung und Kultur an den Wolfgangsee, um sich über „Bildung, Geist und Gesellschaft“ auszutauschen. Neben intellektuell anregenden Vorträgen und produktiven Podiumsdiskussionen wurde auch ein exquisites kulturelles Programm geboten.

Nach der Eröffnung durch den Direktor der Sommerhochschule der Universität Wien Univ.-Prof. Dr. Franz-Stefan Meissel thematisierte der Wissenschaftshistoriker Univ.-Prof. Dr. Mitchell Ash in seinem Vortrag das Humboldt’sche Bildungsideal und die Möglichkeit seiner Verwirklichung im Zeitalter von „Bologna“, ein Thema, das in der anschließende Diskussion mit dem Generalsekretär des Wissenschaftsministeriums, Sektionschef Mag. Friedrich Faulhammer, dem WKO-Bildungsexperten Dr. Klaus Schedler und Univ.-Prof. Dr. Paul Oberhammer von ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurde.  Beim Abendgespräch mit Dr. Thomas Neumann, Direktor der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft, und dem Medizinethiker und Krankenhausmanager Dr. Jürgen Wallner, widmete sich Ao. Univ.-Prof. Dr. Michaela Windisch-Grätz dem neuen viel diskutierten Bonusmodell dieser Sozialversicherungsanstalt. Versicherungsnehmer, die individuell vereinbarte „Gesundheitsziele“ erreichen, sollen durch die Halbierung des zu zahlenden Selbstbehalts belohnt werden.

Über die Interessenabwägung „Liberty vs. Security“ im Kampf gegen den Terrorismus referierte der langjährige UN-Sonderberichterstatter und Menschenrechtsexperte Univ.-Prof. Dr. Manfred Nowak. Anschließend diskutierte ein hochkarätig besetzten Podium, dem neben Univ.-Prof. Dr. Hanspeter Neuhold der Staatssekretär aD und Botschafter Dr. Hans Winkler, die Orient-Expertin Dr. Gudrun Harrer und der Politologe  Univ.-Prof. Dr. Markus Kornprobst angehörte.

Einen weiteren Schwerpunkt bildete das „Lifelong Learning“ in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Mag. Belinda Hödl präsentierte als Vertreterin der Wirtschaftskammer Österreich das gemeinsam mit den Sozialpartnern entwickelte Modell der „Bildungsakademie“. Diese soll es Lehrlingen ermöglichen, einen höheren Bildungsabschluss zu erwerben, ohne dafür den Umweg über Matura oder Studienberechtigungsprüfung nehmen zu müssen. Am anschließenden Panel nahmen die Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Centrobank Dr. Eva Marchart, die AK-Bildungspolitikerin Mag. Gabriele Schmid und der Generaldirektor der S-Bausparkasse Dr. Josef Schmidinger teil, um über die besondere Bedeutung der über 50-Jährigen für den Arbeitsmarkt zu sprechen. Dr. Ernst Balla, Personalist der VOEST-Alpine AG, präsentierte im Konzern erarbeitete Modelle, durch die Mitarbeiter länger und besser innerhalb des Stahlwerks beschäftigt werden sollen.

Traditionell widmen sich die Vorträge des Freitagnachmittags den modernen Kommunikationstechnologien. So berichtete der Informatiker Univ.- Prof. Dr. Wolfgang Nejdl über die Zukunft des Web, E.On IT- Rechtsabteilungsleiter Uwe Schmid über „Smart Cities“ und deren Zukunft, Dr. Ilse Stockinger als Geschäftsführerin der Wiener Stadtwerke Beteiligungsmanagement GmbH über Wien als Vorreiterin in Sachen Smart Cities.

Abgerundet wurde der Sommerdiskurs durch ein außerordentlich inspirierendes kulturelles Programm: Mag. Daniel Uchtmann vom Kunsthistorischen Museum Wien brachte eindrucksvoll die vielfältigen Bedeutungsebenen des Gemäldes „Judith mit Haupt des Holofernes“ von Lucas Cranach d. Ä. nahe; die Schriftstellerin Eva Menasse las dem höchst amüsierten Publikum aus „Vienna“ vor und gab Einblicke in ihre Herangehensweise an das Schreiben; das Kammerkonzert unter der Leitung von Daniel Froschauer von den Wiener Philharmonikern war auch dieses Jahr wieder die musikalische Krönung des  Sommerdiskurses.

Zukunftsbewältigung durch Bildung und Geist (Bericht)

Benjamin Bukor, Hafize Celik, Lisa Isola, Martina Ogrodny, Joachim Pierer und Stefan Wedrac

 

Die Bildungsideale der Zukunft, die Rolle von Bildung für Integration und Migration, Lebenslanges Lernen als Schlüssel autonomer Entfaltung, menschenrechtliche Fragen im Zusammenhang mit Terrorismusbekämpfung, innovative Strategien der Gesundheitsvorsorge sowie Neue Technologien und die Zukunft der Stadt standen im Mittelpunkt des fünften Sommerdiskurses der Sommerhochschule der Universität Wien in Strobl am Wolfgangsee.

 

From Humboldt to Bologna and Back

Der Initiator des Sommerdiskurses, Univ.-Prof. Dr. Franz-Stefan Meissel (Universität Wien), betonte bei seiner Begrüßung den einzigartigen Charakter des Sommerdiskurses: Als Forum für Führungskräfte, das zum Nachdenken und zur Reflexion anregt, steht die Veranstaltung für Interdisziplinarität und verknüpft Themen auf durchaus unkonventionelle Weise. Der Sommerdiskurs dient dem intellektuellen Austausch von Wissenschaft und Praxis, der zur Analyse und Bewältigung der komplexen Probleme der Zukunft unerlässlich erscheint.

Der Eröffnungsvortrag des bekannten Wissenschaftshistorikers Univ.-Prof. Dr. Mitchell Ash (Universität Wien) über „Humboldt und Bologna“ ging dem Mythos hinter dem Mann nach, der als Ideengeber für so viele Universitätsmodelle gilt, nämlich Wilhelm von Humboldt. Sein Name war in den letzten zweihundert Jahren immer wieder Schlagwort in der Debatte um die Universitäten und ihre Rolle in der Gesellschaft. Nicht immer stammten sie von ihm selbst – die Einheit von Forschung und Lehre etwa schrieb man ihm erst im 20. Jahrhundert zu. Ash spannte einen Bogen von den Vorteilen des US-amerikanischen Systems bis hin zum aktuellen Bologna-Prozess, in dem nach wie vor die Humboldt’sche Idee eine Rolle spielt. Die Situation sei aber, so Ash, problematisch, da Universitäten heute – wie auch damals - unter hohen Studierendenzahlen und niedrigen Budgets leiden.

Mit Ash diskutierte ein hochkarätiges Podium: Sektionschef Mag. Friedrich Faulhammer, Generalsekretär im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung brachte die Perspektive der staatlichen Verwaltung ins Spiel, während WKO-Bildungsexperte Dr. Klaus Schedler ausführlicher auf die Hintergründe, aber auch die Dilemmata des Bologna-Prozesses einging. Als international renommierter Rechtswissenschafter hielt dann Univ.-Prof. Dr. Paul Oberhammer (Institut für Zivilverfahrensrecht an der Universität Wien) ein Plädoyer für die Sensibilität als Voraussetzung produktiven Forschens, aber auch für den Respekt einer gewissen „Asozialität“ der studentischen Lebensphase.

 

 

Bonus für Erreichen von Gesundheitszielen?

Fragen der Eigenverantwortung für Gesundheitsvorsorge und deren Förderung durch Einführung eines Bonussystems durch die Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft wurde im Rahmen eines Abendgesprächs mit SVA-Direktor Dr. Thomas Neumann und Medizinethiker und Krankenhausmanager Dr. Jürgen Wallner nach einem informativen einleitenden Vortrag der Arbeits- und Sozialrechtlerin Ao. Univ.-Prof Dr. Michaela Windisch-Grätz diskutiert. Im Rahmen einer „Vorsorgeuntersuchung“ der Versicherten werden hier Gesundheitsziele in den Bereichen Bewegung, Blutdruck, Gewicht, Nikotin und Alkohol vereinbart. Werden diese Ziele nach sechs Monaten erreicht, so halbiert sich für den Versicherten der Selbstbehalt um die Hälfte.

Dem Vorwurf der Diskriminierung Kranker begegnete Direktor Neumann mit einer Klarstellung: Nicht ein Zustand, sondern das Verhalten eines jeden einzelnen werde belohnt. Dafür werden die Ziele individuell und vom ursprünglichen Gesundheitszustand abhängig festgelegt. So will man einen Schritt weg von der „Reparaturmedizin“ hin zur Vorsorgemedizin machen und auf lange Sicht die Zahl der „gesunden Lebensjahre“ erhöhen. Zur Kontrolle der Ziele setzt die Versicherung grundsätzlich auf das Vertrauen in Ärzte und Versicherungsnehmer. Nach dem Start des Programms am 1. 1. 2012 kann man bereits einen Erfolg vermelden: Die Zahl der Teilnehmer an den Vorsorgeuntersuchungen ist um 43 % gestiegen.

 

 

Liberty vs. Security and the Fight against Terrorism

Am Vormittag des zweiten Tages sprach der Menschenrechtsexperte, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Menschenrechte und Vize-Präsident der österreichischen UNESCO Kommission, Univ.-Prof. Dr. Manfred Nowak, über das Spannungsverhältnis zwischen „Liberty“ und „Security“ im „Krieg gegen Terrorismus“ in Europa und den USA. Dabei gab er erschütternde Einblicke in seine eigene berufliche Erfahrung als UNO-Sonderberichterstatter über Folter.

Nowak stellte überblicksmäßig die verschiedenen Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft vor, die in den letzten Jahrzehnten im Zusammenhang mit Terrorismusbekämpfung gesetzt wurden. Dabei kam er zu dem Schluss, dass die Mechanismen der UNO zur Kontrolle der Einhaltung von Menschenrechten nicht besonders effektiv funktionierten. In weiterer Folge ging er näher auf die Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Terrorismus ein, wobei neben dem Thema Folter und dem Verstoß gegen das Verbot des „Refoulements“, auch die Einschränkung der Privatsphäre thematisiert wurde. Abschließend betonte er, dass am ehesten in Europa Menschenrechte wirksam und umfassend durchgesetzt würden. Kritik übte er jedoch an den USA, die zwar grundsätzlich ein ähnliches Wertsystem vertraten, die jedoch aus politischen Gründen kein effektives System entwickelten, um die Einhaltung von Menschenrechte durchzusetzen.

Bei der folgenden Podiumsdiskussion äußerte sich Mag. Dr. Gudrun Harrer, Lehrbeauftragte am Institut für Orientalistik der Universität Wien und leitende außenpolitische Redakteurin bei der Tageszeitung „Der Standard“, zur Problematik, die sich für Journalisten in der Berichterstattung im „War on Terror“ ergeben. Der Politologe Univ.-Prof. Dr. Markus Kornprobst (Diplomatische Akademie) wies auf die in Relation zu anderen Ursachen überschätzte Bedeutung des Terrorismus im medialen und politischen Bereich hin. Staatssekretär a.D. Botschafter Dr. Hans Winkler, Direktor der Diplomatischen Akademie, betonte noch einmal die Vorreiterrolle Europas im effektiven Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen. Im Bezug auf die in Aussicht gestellte Schließung des berüchtigten Gefängnisses in Guantanamo nahm er kritisch Bezug auf die österreichische Politik, die sich bei der Ablehnung der Aufnahme von Häftlinge von populistischen Motiven leiten habe lassen.

 

 

Bildung, Integration und Migration: Zwischen Migrationsapokalypse und Migrationsromantik

Unter der Moderation der Sozialwissenschafterin Univ.-Prof. Dr. Sylvia Kritzinger (Universität Wien) wurde dem vielschichtigen und brisanten Thema „Migration und Integration“ gewidmet. Dr. Holger Kolb vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration erörterte in seinem Vortrag „Bildung, Integration und Migration“, wie sich der staatliche Zugang zu den Themen Migration und Integration in den letzten Jahren verändert habe.

Der Integrationsdiskurs der letzten Jahrzehnte in Deutschland werde von zwei extremen Ansichten beherrscht. Nach der einen Ansicht gelte die Zuwanderung als Bedrohung der kulturellen, ethnischen oder völkischen Identitäten der Deutschen, nach der anderen würden alle Versuche der Begrenzung oder auch Steuerung der Zuwanderung als Ende des liberalen Rechtsstaates gesehen und die unbegrenzte Zuwanderung als moralisch gebotene Pflicht postuliert: also Migrationsapokalypse auf der einen, Migrationsromantik auf der anderen Seite. Dabei werde die politische Diskussion zu sehr auf den ökonomischen Aspekt reduziert. Da gezielte Migration nötigt ist, um die Wirtschaft zu stabilisieren, liege der Fokus auf einer staatlich gesteuerten Form der Migration. Seit kurzem gelte in Deutschland ein sehr generöses Zuwanderungsregime für Hochqualifizierte, problematisch sei aber eine (unbedingte) Annahme, dass die Arbeitsmarktintegrierbarkeit durch einen akademischen Abschluss per se garantiert sei. So würden sich gerade im Pflegebereich und bei handwerklichen Berufen Engpässe entwickeln.

Kritisch äußerte sich Kolb auch dazu, dass der Begriff der „Integration“ von der Politik missbraucht werde; zwar seien praktisch alle für „Integration“, meinten dabei aber ganz Unterschiedliches, sodass „Integration“ zu einem „Terminus geworden ist, der konzeptionell nichts mehr umfassen kann“. Kolb plädierte für eine Politik der „Assimilation“, unter der er aber nicht das „Ähnlich-Machen“, sondern das „Ähnlich-Werden“ verstand.

In der anschließenden Diskussion betonte Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann, Vizerektor für Personalentwicklung und Internationale Beziehungen an der Universität Wien, dass auch in Österreich die Notwendigkeit der Migration eingesehen werde. Der österreichische Arbeitsmarkt komme ohne Migranten nicht mehr aus, deshalb bekennt man sich zu einer geordneten Zuwanderung, etwa über die Einführung der Rot-Weiß-Rot-Karte. Faßmann hob aber auch das oft vernachlässigte Problem des „Brain-Drains“ hervor. MMag. Margit Kreuzhuber, Beauftragte für Migration und Integration in der Wirtschaftskammer Österreich, erläuterte, dass Zuwanderer überproportional sowohl in der niedrigsten als auch in der höchsten Bildungsschicht repräsentiert seien. Indikator für die Bildungsschwäche sei in der Regel auch bei Migranten die Herkunft aus den sozial schwächeren Schichten. Der Vorsitzender-Stellvertreter der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst Mag. Peter Korecky betonte, dass das österreichische Bildungssystem daran scheitere, allen jungen Menschen einen Schulabschluss zu ermöglichen und dass daher besonders die „Schnittstellen“ (Übertritt in die jeweils höhere Bildungsstufe) problematisch seien. Im Zusammenhang mit Zuwanderung komme vor allem der vertieften Sprachvermittlung und -förderung (in Deutsch, aber auch den Muttersprachen) besondere Bedeutung zu. Der Staats- und Verwaltungsrechtler Univ.-Prof. Dr. Ewald Wiederin (Universität Wien) kritisierte besonders den Rückschritt in der Integrationspolitik bei der Zuerkennung von politischen Rechten: „Soweit kein Zwang aus der Europäischen Union kommt, werden keine weiteren politischen Rechte an MigrantInnen verliehen werden“.

 

 

„Augenweide“ und Hörgenuß

Der Zusammenhang von Bildung, Geist und Kultur liegt auf der Hand. Dementsprechend bot auch heuer der Sommerdiskurs ein äußerst anregendes Kulturprogramm: Unter dem Motto „Augenweide - das Kunsthistorische Museum“ erläuterte der Kunstvermittler Mag. Daniel Uchtmann bei strahlendem Sonnenschein im Freien Lucas Cranachs „Judith und Holofernes“ und abends spielten Mitglieder der Wiener Philharmoniker mit Daniel Froschauer als erstem Geiger Kammermusik von Schubert, Haydn und Mozart. Die Teilnehmer des Sommerdiskurses genossen ebenso wie die internationalen Studenten der Sommerhochschule das Konzert. Besonders für die jungen Gäste aus 35 verschiedenen Ländern der Welt wurde so die österreichische Musikkultur vermittelt.

 

 

Demografische Herausforderungen und Lifelong Learning

Ein eigener Schwerpunkt widmete sich den Herausforderungen der steigenden Lebenserwartung und der Veränderung der „Alterspyramide“ an die Bildungspolitik. Einigkeit bestand darin, dass möglichst umfassend nicht nur allen jungen Menschen Bildungschancen eingeräumt werden müssen, sondern auch gerade Erwachsenen im Laufe ihres (länger werdenden) Arbeitslebens flexible Zusatz- und Alternativausbildungen geboten werden sollen, um sinnerfülltes und produktives Arbeiten zu ermöglichen. So stellte die Bildungspolitik-Expertin der Wirtschaftskammer Österreich Mag. Belinda Hödl das Konzept der „Berufsakademie“, die das hohe Niveau der Lehrabschlüsse sichtbar machen soll und diese mit diversifizierten Angeboten einer wissenschaftlich fundierten Berufs- und Weiterbildung verknüpfen soll.

In der anschließenden Podiumsdiskussion berichtete die Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Centrobank, Dr. Eva Marchart, vom enormen Veränderungs- und Innovationsdruck für Unternehmer. Dr. Josef Schmidinger, Generaldirektor der sBausparkasse, sah das größte Problem im europäischen Lebensmodell, das darauf ausgerichtet sei, möglichst früh in Pension zu gehen. Dr. Ernst Balla von der Voestalpine AG präsentierte eine auf die Stahlerzeugung bezogene „Arbeitsplatzlandkarte“, die illustrierte, wie eine innerbetriebliche Strukturierung in Einstiegs-Arbeitsplatz, Umstiegs-/Aufstiegsarbeitsplatz, Verweilarbeitsplatz und Ausstiegsarbeitsplatz aussehen könnte. Die Abteilungsleiterin der Abteilung Bildungspolitik der Arbeiterkammer Wien, Mag. Gabriele Schmid, sprach über die neuen Qualifikationsanforderungen, mit denen sich Arbeitnehmer auseinandersetzen müssen. Insgesamt waren sich die hochkarätigen Teilnehmer der Podiumsdiskussion darüber einig, dass Lifelong Learning nicht mehr Frage des „Ob“, sondern nur noch des „Wie“ darstelle.

 

 

Smart Technologies und die Zukunft der Stadt

Der IT-Schwerpunkt des heurigen Sommerdiskurses behandelte unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Forgó die Themen „Smart Cities“ und die Zukunft des Web aus interdisziplinärer Sicht. Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Nejdl von der Leibniz Universität Hannover führte in seinem Impulsvortrag in die Geschichte des World Wide Web und seiner komplexen Struktur sowie möglichen Zukunftsperspektiven. Er hob die Funktion des WWW als Plattform für Wissensextraktion hervor und betonte die Wichtigkeit, sich mehr Überblick über die ständig zunehmende Informationsvielfalt zu schaffen. Es folgte ein Impulsvortrag von Uwe Schmid, Leiter der Rechtsabteilung E.ON IT GmbH,  über die „Smart Cities“ - Vision und Wirklichkeit. Hier wurde zu Beginn dem Publikum die Abhängigkeit der Großstädte von funktionierenden Systemen am aktuellen Beispiel Indiens, wo nach einem Stromausfall 600 Millionen Menschen ohne Elektrizität auskommen mussten, verdeutlicht. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2030 etwa fünf Milliarden Menschen in Städten leben. Deshalb müssten neue Strategien entwickelt und gefördert werden, um dem stetig wachsenden Verbrauch an Ressourcen unterschiedlichster Art standzuhalten. Ziel sei die bessere Nutzung von Strom und  Wasser als unabdingbarem Bestandteil von intelligenten und zukunftsorientierten Städten, sogenannten „Smart Cities“. Die erste durchgängig als Smart City geplante Stadt „Masdar City“ soll 2020  fertiggestellt werden. Die wirtschaftliche Bedeutung dieses Sektors steige stetig, es sollen zukünftig 39,5 Milliarden US Dollar für Smart-City-Technologien investiert werden. Als Vorreiter einer „Smart City“ ist aber auch die Stadt Wien aktiv, wie  die FTI-Koordinatorin der Wiener Stadtwerke Dr. Ilse Stockinger anhand der vielfältigsten Initiativen ihres Unternehmens im Bereich Innovation und Vernetzung anschaulich erläuterte.  Als historisches Referenzmodell einer intelligenten Infrastruktur mit sozialem, nachhaltigem und nicht zuletzt ökonomischem Benefit nannte sie die Wiener Wasserversorgung. Für die Zukunft strebe Wien Fortschritt und Nachhaltigkeit in den Rubriken Innovation City, Regional Green, Quality of Life und Digital Governance an. Außerdem erwarte man sich in der Zukunft noch weitere positive Entwicklungen, unter anderem im Bereich Smart Mobility, wozu die Wiener Linien zusammen mit der ÖBB mit dem neuen Mobilitäts-Projekt „Smile“ beitragen wollen.

 

 

„Vienna“ – von und mit Eva Menasse

Auch der dritte Abend des Sommerdiskurses widmete sich der Kunst. Die preisgekrönte Schriftstellerin und Journalistin Eva Menasse las zum größten Vergnügen des Publikums aus ihrem Erfolgs-Roman „Vienna“, in dem die vielschichtigen Identitätskreise einer  Wiener Familie mit kosmopolitischem und kulturell multidimensionalem Hintergrund, aber auch die inneren Widersprüche des Nachkriegsösterreich auf humorvolle und (selbst-)ironische Weise thematisiert wird.